Dysthymie-Behandlung: das “Schicksal” in die Hand nehmen
Eine Dysthymie (selten auch = “Dysthymia”) ist eine Form der depressiven Störung, die leider immer noch viel zu oft unerkannt und unbehandelt bleibt. Dabei bietet die Dysthymie-Behandlung gute Chancen, die persönliche Lebensqualität stark zu verbessern oder die Störung sogar ganz zu heilen. Da die Dysthymie eine vergleichsweise “milde“ Symptomatik aufweist, dabei jedoch über Jahre fortbesteht, erkennen viele Betroffene nicht, dass sie unter einer depressiven Störung leiden. Sie halten die Folgen der Erkrankung vielmehr für einen Teil ihrer (melancholischen) Persönlichkeit und haben meistens gelernt, mit ihrem vermeintlichen Schicksal umzugehen. Unbehandelt zeigt die dysthymische Störung jedoch einen chronischen Krankheitsverlauf. Sie schränkt die Lebensqualität der Betroffenen, aber auch die ihrer Angehörigen und Freunde, stark ein und verursacht viel Leid.
Verbreitung und Symptome der persistierenden depressiven Störung
Die dysthymische Störung tritt zu 75 % bereits vor dem 21. Lebensjahr auf und betrifft im Erwachsenenalter etwas mehr Frauen als Männer. Die Dysthymie kann sich aber auch bereits im Kindesalter bemerkbar machen, wobei dann Jungen und Mädchen etwa gleich häufig betroffen sind. Wissenschaftler vermuten, dass bis zu 6 Prozent der Bevölkerung unter einer Dysthymie leiden - die Dunkelziffer kann sogar noch höher liegen.
Bei einer Dysthymie sind die Symptome deutlich schwächer als bei einer klassischen depressiven Episode. Diese Form der persistierenden (=fortbestehenden, andauernden) depressiven Störung ist gekennzeichnet von einem langen Verlauf über mehrere Jahre, in dem sich depressive und “gute” Phasen immer wieder abwechseln. Auf Grund des zumeist frühen Auftretens der dysthymischen Störung im Leben, der vermeintlich milden Symptomatik und den wechselnden Phasen, haben viele Betroffene gar nicht das Gefühl, unter einer Störung zu leiden oder krank zu sein. Vielmehr halten sie ihre immer wiederkehrenden Verstimmungen häufig für einen Charakterzug ihrer selbst. Die Menschen haben im Gegensatz zu Patienten mit einer depressiven Episode in vielen Fällen ihr Alltagsleben ganz gut im Griff. Dieses “Funktionieren” bestärkt sie in der Ansicht, dass es sich bei ihren Verstimmungen um eine “schicksalhafte” Prägung handelt oder dass ungünstige Lebensumstände “schuld” sind.
Die Dysthymie gilt als “abgeschwächte Depression”. Sie zeigt nicht die gesamte Fülle der Symptome, die eine episodische Depression kennzeichnet. Dafür dauert die Dysthymie sehr lange und erstreckt sich über viele Monate oder Jahre, was den Leidensdruck der Betroffenen immens erhöht. Folgende psychische Symptome gehören zur dysthymischen Störung:
- Antriebslosigkeit
- Schlafstörungen, v.a. Durchschlafstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- vermindertes Selbstvertrauen
- Rückzug aus sozialen Kontexten, verminderte Gesprächigkeit
- Pessimismus und Hoffnungslosigkeit
- Verlust von Interessen und/oder Hobbies
Während einer depressiven Phase können körperliche Symptome hinzukommen:
- geminderter oder gesteigerter Appetit
- “Kopfdruck“: ein Kopfschmerz, der sich nicht durch Pochen, Stechen oder Hämmern bemerkbar macht, sondern durch das Gefühl, der Kopf würde von außen eingezwängt werden
- Schweratmigkeit oder Druck auf der Brust
- Herzbeschwerden
- Hitzewallungen oder Kälteschauer
- Beschwerden des Magen-Darm-Traktes
- Muskelverspannungen
Dysthymie-Diagnose als Abgrenzung zu anderen depressiven Störungen
Auf Grund des unterschätzen Krankheitsbildes und der Nähe zur episodischen Depression ist es sehr wichtig, eine gesicherte Diagnose zu stellen. Folgende Kriterien müssen für eine Diagnose vorliegen:
- Die Symptome treten kontinuierlich über einen längeren Zeitraum von mindestens zwei Jahren auf (“chronisch”). Phasen, in denen es Betroffenen vergleichsweise gut geht, dauern nicht länger als einige Wochen. Phasen mit gesteigerter Stimmung - wie sie etwa von der bipolare Störung bekannt sind - treten nicht auf.
- Die Symptome der Störung sind nicht so stark ausgeprägt wie bei einer episodischen oder rezidivierenden depressiven Störung.
- Während einer depressiven Phase erleben Betroffene mindestens drei der oben genannten psychischen Symptome.
Genaue Ursache nicht bekannt
Ähnlich wie bei einer depressiven Episode sind die Ursachen für Dysthymie nicht vollständig bekannt. Vermutlich liegen sie in einem komplexen Zusammentreffen verschiedener Auslöser und Gründe. Genetische, biologische und psychosoziale Faktoren wirken zusammen und tragen zur Krankheitsentstehung bei. Studien haben jedoch herausgefunden, dass häufig eine frühe Traumatisierung (z.B. ein Missbrauch als Kind) bei Patienten vorgelegen hat, die eine dysthymische Störung entwickelten.
Krankheitsverlauf bei unbehandelter dysthymischer Störung
Das Fatale an der Dysthymie ist, dass sie häufig nicht als solche erkannt wird. Da die Symptome weniger ausgeprägt erscheinen und die Betroffenen ihren Alltag zumeist selbst bewältigen, bleibt eine Diagnose und mit ihr eine hilfreiche Behandlung der Dysthymie aus. Wer jedoch mit chronischer Depression keine Therapie wahrnimmt, leidet höchstwahrscheinlich sein gesamtes Leben unter den Folgen der Erkrankung. Dies führt zwangsläufig zu vielen Einschränkungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag.
Bei fast der Hälfte der betroffenen Menschen führt die Entwicklung zudem in eine schwere depressive Episode, bei der sich die langfristigen “milden” Symptome zwischenzeitlich in sehr starke Symptome verwandeln. Diese “doppelte Form” der Erkrankung ist wegen der zu Grunde liegenden Dysthymie schwer zu diagnostizieren und zu behandeln.
Ist Dysthymie heilbar? Experten formulieren die Antwort auf diese Frage vorsichtig. Die dysthymische Störung gilt jedenfalls als sehr gut behandelbar. Und auch wenn Patienten sich selbst vielleicht nie als vollständig geheilt ansehen, so ist die Therapie doch in vielen Fällen sehr erfolgreich. Selbst Menschen, die immer mal wieder von der Störung in ihrem Leben betroffen sind, erhalten durch die Therapie nützliche “Werkzeuge”, mit denen sie einen guten Umgang mit ihren Symptomen finden und ihre Lebensqualität stark verbessern können. Doch welche Dysthymie-Behandlung ist am erfolgversprechendsten?
Therapie für chronische Depression
Laut den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sollte die Dysthymie mit einer Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie behandelt werden. Dabei ist es wichtig, dass der Patient zunächst mit einer Psychotherapie beginnt, die die Einnahme von Antidepressiva begleitet. Denn die Wirkung der Medikamente setzt erst mit Verzögerung ein und beinhaltet eigene Implikationen, die von Patient und Therapeut in Zusammenarbeit “bearbeitet” werden müssen. Gegebenenfalls werde ich als Therapeut mit Ihnen und mit Ihrem Arzt abklären, welches Medikament bei Ihnen zur Anwendung kommen soll, je nachdem wie Ihr Körper auf bestimmte Wirkstoffe reagiert.
Eine sehr wirksame Form der Psychotherapie bei Depression ist die kognitive Verhaltenstherapie, die ich in meiner Praxis in Berlin anbiete.
Dysthymie-Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie
Viele Erwachsene mit Depressionen fragen sich, was ihr eigenes “Verhalten” mit der Dysthymie zu tun hat, wie also eine Verhaltenstherapie als Therapie einer chronischen Depression wirken kann. Dies geschieht auf verschiedenen Wegen.
Zum einen begünstigen gewisse Verhaltensweisen Depressionen. Dem Verhalten liegen etwa bestimmte “depressive” Gedankenmuster zu Grunde, die in der Therapie aufgearbeitet werden können. Mit Hilfe einer “Psychoedukation” lernen Patienten beim Therapeuten, ungünstige Denkmuster zu erkennen. Je bewusster Menschen mit den eigenen Gedanken und Gefühlen umgehen, umso eher können sie auf diese Einfluss nehmen und sie ändern. In diesem Sinne bietet die Therapie “Hilfe zur Selbsthilfe”. Depressionen führen zudem häufig zu Vermeidungsverhalten: Man geht etwa der sozialen Situation aus dem Wege, dabei verstärkt dies die Dysthymie. Denn als soziale Wesen sind wir stark auf das Feedback unserer Mitmenschen angewiesen. Fehlt die soziale Situation, vermindert dies vielleicht auf den ersten Blick den Stress. Jedoch fehlt auch die aufbauende Funktion von Feedback, Aufmerksamkeit und “Gesehen-werden”: Die Depression verstärkt sich und mündet in einer “Abwärtsspirale”. Die Therapie kann dabei helfen, den “Zwang zur Vermeidung” aufzulösen.
Häufig äußert sich die Depression nicht nur in einer mentalen Verstimmung, sondern wird von einer Angststörung begleitet. Dabei kann es sich um eine “Generalisierte Angststörung” handeln oder um “konkrete” Ängste, wie sie etwa bei einer Phobie auftreten. Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass Menschen bestimmte Ängste und Sorgen in ihrem Leben “erlernen”. Diese können genauso mit Hilfe bestimmter Verfahren wieder “verlernt” werden. Insofern ist der Ausdruck “Verhaltenstherapie” viel weiter gefasst und beinhaltet, zu lernen, welche Gefühle, Gedanken oder Situationen negative Empfindungen auslösen, um diese mit neuen, positiven Gefühlen zu verknüpfen. Was am Beginn der Therapie noch vielen unmöglich erscheint, rückt im Laufe der Zeit immer näher: Ein mehr selbstbestimmtes Leben, in dem sich die Betroffenen kreativ und eigenständig ihrer Krankheit stellen können, ihre Gefühle besser steuern und ihr Verhalten anpassen, sodass Fühlen und Denken freier werden. Insofern wirkt die therapeutische Unterstützung sowohl an den Ursachen der Erkrankung als auch am einzelnen Symptom selbst.
Psychische Erkrankungen in Berlin behandeln
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