Mehr Gelassenheit lernen und Stress aus dem Alltag nehmen
Gelassenheit bedeutet, sich selbst im hier und jetzt genießen zu können, ohne sorgenvoll, ängstlich oder gestresst in eine ungewisse Zukunft zu blicken. In der modernen Leistungsgesellschaft fällt es immer mehr Menschen schwer, einen gelassenen Zustand zu erreichen - und wenn sie es mal schaffen, fühlt es sich an, als würde “alles von einem abfallen”, bis der Stress wieder losgeht. Oftmals braucht es nur eine kritische Situation, um einem Menschen jegliche Gelassenheit zu entziehen.
Wer eine gelassene Grundeinstellung hat, lässt sich von einem chaotischen Alltag bewusst nicht aus der Bahn werfen. Viele Menschen träumen davon, diesen Zustand regelmäßig - oder durchgehend - zu erreichen und wollen innere Ruhe und Gelassenheit finden, damit sie ihr Leben genießen können. Für manche ist das eine schwierige Aufgabe.
Dennoch: Gelassenheit kann man lernen. Mit bestimmten Techniken, einer angelernten Einstellung und nicht zuletzt mit professioneller Hilfe eines Therapeuten kann jeder Mensch vieles dafür tun, um gelassener zu leben.
Was bedeutet Gelassenheit?
Wir kennen Gelassenheit als den Gemütszustand, bei dem wir fernab von Unruhe, Aufgeregtheit, Stress und Nervosität auch in schweren Situationen die Fassung und eine unvoreingenommene Haltung bewahren. Gelassene Menschen reagieren souverän auf Herausforderungen und Stressfaktoren und finden rationale statt emotionale Antworten auf Fragen des Alltags. Man kann Gelassenheit auch als Gleichmut, Gemütsruhe und innere Ruhe bezeichnen.
Ohnehin haften dem Gelassenheits-Begriff viele Bedeutungen an. Für die einen bedeutet Gelassenheit vor allem die Abwesenheit von Stress und Zukunftsängsten, für die anderen spielt Gelassenheit in der Entscheidungsfindung eine wichtigere Rolle. In jedem Fall ist der Gemütszustand "Gelassenheit" für so gut wie jeden Menschen erstrebenswert. Während die einen sich Gelassenheit erarbeiten, indem sie proaktiv mit Stressfaktoren umgehen und diese rational lösen, finden andere durch bestimmte Rituale und Techniken zu mehr Gelassenheit. Die zweite Gruppe zeigt, dass man Gelassenheit lernen kann, während die erste durch eine Art Grundbesonnenheit regelmäßig selbst zu Gelassenheit findet oder diese sogar permanent erreicht. So unterschiedlich die Menschen, so verschieden die Wege zur inneren Ruhe.
Bedeutung der Gelassenheit in der Psychologie
In der Psychologie deckt sich die Definition von Gelassenheit größtenteils mit dem Verständnis in der Gesellschaft. Gelassenheit ist laut dem Psychologen Werner Stangl “die Fähigkeit, das persönliche Maß zu erkennen und so in jeder Situation eine angemessene Reaktion und Handlung zu finden, ohne dabei emotionale Energien zu verschwenden”. Gelassenheit helfe demnach “Menschen in vielen Situationen [...], das Wichtige zu erkennen und zu tun bzw. das Unwichtige beiseite zu lassen und keine Anstrengung darauf zu verwenden”. Auffällig ist, dass gelassene Menschen über sehr ausgeprägte innere Filtermechanismen verfügen, mit deren Hilfe sie Prioritäten setzen. Somit fallen Stressfaktoren weg, denen keine besondere Wichtigkeit eingeräumt werden.
Blicken wir in die Geschichte der Psychologie und Philosophie, ist besonders der Stoizismus interessant. Stoiker wie Mark Aurel und Seneca waren schon in der Antike überzeugt davon, dass sie ihr Leben in ständiger emotionaler Selbstbeherrschung verbringen möchten, während sie mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe schließlich nach universeller Weisheit streben. Die Stoa lehrt, dass jedes Individuum einen bestimmten Platz im Universum einnimmt und dieses Los akzeptieren muss, um sich glücklich in die Weltordnung zu fügen. Besonders gelassene und besonnene Menschen werden heute manchmal als stoisch bezeichnet.
Mehr Gelassenheit im Leben: Tipps und Techniken
Jeder Mensch kann einiges dafür tun, mehr Gelassenheit in sein Leben zu lassen. Im Grunde genommen decken sich die Tipps und Techniken weitestgehend mit denjenigen, die man auch gegen Stress empfiehlt:
Stressfaktoren proaktiv ausmerzen
Gelassenheit ist gewissermaßen das Gegenteil von Stress, oder schlicht die Abwesenheit von Stressfaktoren. Daher ist es ungemein effektiv, sich proaktiv um diese Faktoren zu kümmern und sie zu beseitigen. Finanziellen Problemen kann man eventuell mit einem Finanzplan entgegentreten; Beziehungsstress kann sich auflösen, wenn man ein klärendes Gespräch sucht. Anhaltender Stress im Job kann ein Signal dafür sein, dass man sich nach Alternativen umschauen sollte. All dies sind natürlich simple Ansätze, die oft der komplexen Natur des Stress wenig gerecht werden. Im Kern steht allerdings die Idee, dass alleine das “proaktive Kümmern” um die Stressfaktoren allein schon mehr Gelassenheit ins Gemüt bringt.
Entspannungstechniken und Ablenkung
Gelassenheit wird auch als innere Ruhe bezeichnet, und aus diesem Inneren heraus erreichen viele Menschen eine angenehme Gelassenheitsstufe. Es gibt ein Übermaß an Möglichkeiten, wie man sich aktiv entspannen kann: Während einige Menschen mit einem Nickerchen tagsüber schon den stressigen Alltag entschleunigen können, finden wiederum andere pure Entspannung und Gelassenheit in Meditationsübungen. Weitere beliebte Entspannungsstrategien sind ein heißes Bad, ein Spaziergang, Kochen und Aufräumen.
Was oft zu einem Gefühl der Anspannung führt, ist Untätigkeit. Wendet man Entspannungstechniken an und schafft sich mit diesen eine Komfortzone, kann auch die Gelassenheit einkehren und der Kopf frei werden. Dann schafft man es, ruhig und entspannt auf Dinge zu reagieren, die sich außerhalb der eigenen Kontrolle befinden.
Alt aber bewährt: Bewegung an der frischen Luft
Besonders in Zeiten von Home Office und Isolation ist es wichtig, physische Aktivität nicht zu vernachlässigen. Wer sich nicht bewegt und selbst in der Freizeit am Arbeitsort bleibt, kann sich kognitiv kaum vom Joballtag trennen und Entspannung suchen. Mehr noch: Sammelt sich überschüssige Energie an, die man nicht in Form von Bewegung rauslässt, kann das zu einer inneren Unruhe führen. Dann ist man weit davon entfernt, tatsächliche Gelassenheit zu fühlen. Ein Spaziergang, eine Radfahrt, ein Jogging, Yoga-Übungen im Freien - es gibt viele Mittel und Wege, sich körperlich zu betätigen.
Wer es schafft, Stress in physische Aktivität umzumünzen, schafft viel Platz für Entspannung und Gelassenheit. Sport kann dabei helfen, den Frust regelrecht aus dem Körper zu schwitzen und entspannter in den Rest des Tages zu gehen. Vielen Menschen fällt es zudem leichter, in einem erschöpften aber entspannten Körper klar zu denken, gelassen Entscheidungen zu treffen und sich auch in schönen Gedanken zu verlieren.
Weg vom Perfektionismus, hin zur Selbstverzeihung
Perfektionisten gelten als grundangespannte Menschen, deren Optimierungswahn ihnen kaum Ruhe und Gelassenheit lässt. Es gibt immer etwas zu tun, etwas zu verbessern und Chancen, auf höhere Stufen zu steigen. Während ein gewisses Maß an Perfektionismus für viele Menschen notwendig ist, um im Job oder im Familienleben zu “funktionieren”, kann einen die stetige Anspannung unter chronischen Stress setzen. Gelassenheit hat dann keinen Platz; der Perfektionist hat stattdessen einen Tunnelblick auf Probleme, Fehler und Mängel und blendet positive Aspekte seines Lebens unweigerlich aus.
Besonders in schwierigen Zeiten sollte man hingegen nicht zu hart mit sich sein, sich selbst Fehler verzeihen und eigene Verfehlungen und Mängel eingestehen. Manchmal wirken noch Stressfaktoren und Ärger aus der Vergangenheit in die Gegenwart und man läuft Gefahr, Altlasten ewig mit sich herumzutragen und sich darin zu verlieren. Den Zyklus aus Stress und Perfektionismus bewusst zu durchbrechen bedarf häufig professioneller Hilfe, weswegen Betroffene sich im Idealfall an einen Psychotherapeuten wenden, um Gelassenheit zu lernen.
Innere Ruhe und Gelassenheit lernen und finden
Gelassenheit kann bei demjenigen entstehen, der seine emotionalen Reaktionen auf Stressfaktoren und Stress-Trigger weitestgehend im Griff hat. Außerdem gelingt es diesem Menschen, aus der subjektiven Perspektive einen Schritt zurückzutreten und seine Lage objektiv zu betrachten: Ist wirklich alles so schlimm? Wird mich dieser Stressfaktor noch morgen, in einer Woche oder in einem Monat beschäftigen? Kann dieses Problem auch mein Zukunfts-Ich lösen und mein gegenwärtiges Ich sucht erst einmal Entspannung in Gelassenheit? Mithilfe eines Psychotherapeuten kann man lernen, diesen Perspektivwechsel erfolgreich in vielen Teilbereichen des Lebens anzuwenden:
- Gelassenheit im Job: Umgang mit Kollegen, Kunden oder dem Arbeitgeber, seinen eigenen Ambitionen und Fehlern sowie ethische und moralische Bedenken
- Gelassenheit in der Beziehung: Achtsamkeit, Besonnenheit und Glück mit der Partnerin oder dem Partner, offene Kommunikation zu Problemen und Herausforderungen
- Gelassenheit im Alter: Umgang mit der eigenen Gesundheit, Perspektiven und seinem Umfeld
- Gelassenheit im Umgang mit Schmerz und Krankheiten
- Gelassenheit im Umgang mit schwierigen Menschen
Mit dem Psychotherapeuten Wege zu mehr Gelassenheit finden
Betrachtet man Gelassenheit als die Abwesenheit von Stress, haben die meisten psychologischen Therapien in der einen oder anderen Form die Aufgabe, dem Menschen zu mehr Gelassenheit zu verhelfen. Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten finden Sie im Rahmen einer Psychotherapie Wege, Gelassenheit zu lernen und innere Ruhe zu finden, auch wenn Sie diese gefühlt komplett verloren haben. Viele Strategien und Konzepte in meiner Praxis für Verhaltenstherapie in Berlin zielen darauf ab, Stressfaktoren im Patienten zu erkennen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln, Stress-Resilienz zu fördern und Sie schließlich zu einem gelassenen, glücklichen Alltag zu führen. Ich freue mich schon darauf, Sie kennenzulernen!